„Ehrenbürger zu werden, ist schon was ganz Besonderes“

20. November 2023: Rainer Kober für sein großes Engagement zum Wohl von Steinwiesen und seinen Einwohnern geehrt.
Stolz präsentiert Ehrenbürger Rainer Kober (2.v.li) seine Ernennungsurkunde. V. li. BGM Gerhard Wunder, 3. Bgm Thomas Reißig, 2. Bgm Frank Hauck. Fotos: Susanne Deuerling

Steinwiesen. (sd) Am Anfang stand ein junger Mann von gerade mal 25 Jahren im Jahr 1965 vor der großen Aufgabe, die „Porzellanfabrik“, also die Firma Rauschert in Steinwiesen zu leiten. Eine Herkulesaufgabe zu der Zeit, als die Firma vor großen Herausforderungen stand. Heute ist aus dem schüchternen jungen Mann ein erfolgreicher und selbstbewusster Unternehmer geworden, der in Steinwiesen eine Heimat gefunden und dafür viel an die Gemeinde und die Bürgerinnen und Bürger zurückgegeben hat und noch geben möchte.

So in etwa könnte die Kurzgeschichte von Rainer Kober aussehen. Aber natürlich gibt es da noch viel mehr zu berichten. Man kann dies nicht einfach mit ein paar lapidaren Worten abtun, denn wenn er nun im Rathaus Steinwiesen aus den Händen von Bürgermeister Gerhard Wunder die Ehrenbürgerwürde verliehen bekommt, dann ist dies schon ein ganz besonderes Ereignis. Deshalb lag auch eine festlich-feierliche Stimmung im Raum. Ein doch ein klein wenig aufgeregter Rainer Kober freute sich auf das, was kommen sollte und zusammen mit seiner ganzen Familie lauschte er der Festrede des Bürgermeisters. Eine Sternstunde in der Kommunalpolitik der Gemeinde sei es heute, meinte Wunder bei der Begrüßung und eine Sternstunde ist es wirklich, wenn die höchste Auszeichnung einer Gemeinde an besonders verdiente Personen verliehen wird. Rainer Kober ist diese Person, die es sich wirklich verdient hat. Der am 22.11.1940 in Gablonz an der Neiße geborene Kober ist in Kronach aufgewachsen und durch seinen Urgroßvater Paul Rauschert hat auch er „Porzellinerblut“ in den Adern. 1965 trat er als Vertriebsleiter in das Rauschert Werk in Steinwiesen ein, wurde am 01.08.1965 ein „echter“ Steinwiesener und seitdem ist er eng mit dem Ort und seinen Menschen verbunden. Durch neue Ideen und neue Produkte - wer erinnert sich nicht an die tolle Produktlinie „Funny Design“ - sicherte er die Arbeitsplätze bei der Firma Rauschert und brachte den Betrieb wieder in gutes Fahrwasser. 1976 führte er den Geschäftsbereich Verfahrenstechnik ein. Mit 65, wenn andere in Rente gehen, wagte Rainer Kober einen Neuanfang mit der Marke „Kober alive“, einer Produktlinie mit hochwertigen Designerporzellan. Die Verfahrenstechnik wurde verkauft, auch hier schaute der Unternehmer, dass sie in gute Hände kam. 

Doch nicht nur als Unternehmer ist Rainer Kober bekannt und geschätzt. Von Anfang an wollte er mit den Menschen vor Ort verbunden sein. Und so engagierte er sich in Vereinen, besonders der Sportverein und hier die Abteilung Turnen lagen ihm am Herzen. Er führte die Sportart „Badminton“ ein, seine Frau Ingrid die Mutter-Kind-Turnstunde und von 1975 bis 1988 war er Spartenleiter Turnen. In diese Zeit fiel auch der Bau der Sportanlage und hier war sein Rat immer gefragt. Als Gründungsmitglied von „Steinwiesen aktiv“ hat er viele Projekte mit auf den Weg gebracht, so den Bilderrahmenweg, den Kapellenweg und vor allem auch das Genussfest, das immer sehr großen Anklang findet. Er holte die Vereine mit ins Boot und die Aktion „Lebensqualität durch Nähe“ ist auch ein Projekt dieser Arbeit. Aber ehrenamtliche Arbeit stößt auch an ihre Grenzen, deshalb wurde durch die Initiative „Kommunalentwicklung“ zusammen mit dem Marktgemeinderat die Ziele der Heimatgemeinde generiert und die Schwerpunkte definiert. Die Beseitigung von Leerständen gehört dazu und dies hat sich Rainer Kober besonders auf die Fahne geschrieben. Ein Leuchtturmprojekt ist hier das ehemalige Gerberhaus, nun bekannt als „Koberhaus“. Es ist eben doch möglich, durch das Zusammenarbeiten Visionen wahr werden zu lassen. Auch außerhalb von Steinwiesen war und ist Rainer Kober vielseitig aktiv. „Kronach creativ“, „Oberfranken offensiv“ und vor allem das Lichtevent „Kronach leuchtet“ zeigen seine Handschrift. Zahlreiche Auszeichnungen bundes- und landesweit hat der neue Ehrenbürger schon erhalten und als er 2022 den Preis für sein Lebenswerk durch die Oberfranken Stiftung erhalten hat, sagte die damalige Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz: „Wir haben hier eine ganz besondere Persönlichkeit vor uns, einen vielseitig begabten und umtriebenen Mann, einen wahren Tausendsassa.“ Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. 

Wer Rainer Kober kennt, der weiß, dass sein Engagement für Steinwiesen und für die Menschen echt ist, er ist nicht auf Profit oder Riesenanerkennung aus, nein, das Leuchten in den Augen, das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, das ist es, was er will. Und einmal hat Rainer Kober gesagt: „Steinwiesen hat mir und meiner Familie so viel gegeben und deshalb möchte ich einfach als Dankeschön für die Unterstützung meines Unternehmens aber auch meiner ehrenamtlichen Arbeiten etwas zurückgeben“. Rainer Kober reiht sich in die Galerie der Ehrenbürger von Steinwiesen ein. Nach dem Krieg wurde diese an einige Persönlichkeiten verliehen, die jedoch alle nicht mehr am Leben sind. Dies waren Geistl. Rat Martin Bayer, Dr. Max Schwaab, Georg Rascher, Grete Hellgeth, Max Hopf, Franz Backer, Dr. Josef Müller, Prof. Dr. Max Spindler, Geistl. Rat Johannes Seifert und zuletzt an Reinhold Renk. Nun gibt es wieder einen Ehrenbürger, einen der es wirklich verdient hat – Rainer Kober. 

Rührung beim neuen Ehrenbürger Rainer Kober
„Ich hab schon manchmal gedacht, so als Ehrenbürger würde ich mich gut machen, so im Alter von 95 Jahren vielleicht“, sagte Rainer Kober lachend, als er nach der Ehrung durch Bürgermeister Gerhard Wunder nach Worten suchte. Mit feuchten Augen der Rührung und ausnahmsweise ein klein wenig sprachlos schaute der neue Ehrenbürger auf die Schar der Gäste, die sich extra zu dieser Feier eingefunden haben. Seine Familie war da und einige Wegbegleiter, der Marktgemeinderat und enge Freunde. Er habe Zweifel gehabt, ob er diese Ehre überhaupt verdient habe, doch dann habe er gedacht, dass es eigentlich auch eine Anerkennung ist für alle, die mit ihm gearbeitet und viel bewegt haben. In seinem Unternehmen hat er immer eine tolle Mannschaft gehabt, die Mitarbeiter waren eine große Stütze. Dankbar ist er auch für „Steinwiesen aktiv“, diese engagierte Truppe macht was, anstatt immer nur zu reden. Doch besonders dankte er seiner Familie. „Es kostet viel Zeit, wenn man so umtriebig ist wie ich es immer schon war“, sichtlich gerührt schaute er seine Frau Ingrid, die Kinder Axel, Monika und Steffi und die Enkelkinder an. Für sie war es nicht immer leicht mit diesem Aktiven Vater. Die Verbindung mit Steinwiesen gibt es schon seit 1912, damals hat sein Urgroßvater das Porzellanwerk gekauft und seinen Sohn zum Aufbau hierhergeschickt. Als Rainer Kober 1965 nach Steinwiesen kam, war er voller Tatendrang, aber er fand ein ziemlich heruntergewirtschaftetes Unternehmen vor. Als dann auch noch die Aufträge für Flaschenverschlüsse wegfielen und er 60 Leute entlassen musste, war es schon eine schlimme Zeit für ihn und hat sein Leben lange Jahre traumatisch geprägt. Mit der Erfolgsstory „Funny Design“ und der Verfahrenstechnik ging es wieder aufwärts. Kompensiert hat er das, indem er Ideen voranbringen und Menschen motivierten wollte. Und das konnte er. Sein Schlachtruf „Attacke“ ist weithin bekannt, genauso wie seine Kraft, Ausdauer und manchmal auch Sturheit. „Ich wollte immer die Haltung ‚was hab ich davon‘ aus den Köpfen der Menschen bringen und sie motivieren, selbst mit anzupacken, mitzugestalten“, so Kober. Seine Beziehung zu Steinwiesen habe sich langsam entwickelt, er musste das Trauma der Anfangszeit überwinden, doch er ist angekommen, in seiner Heimatgemeinde. Und seit er ab 2005 „machen konnte, was er wollte“, er war selbstständig und Pensionär, da fühlt er sich noch mal so wohl hier in seinem Zuhause.

Grußworte
Für Hans Rebhan, Vizepräsident der IHK Oberfranken, war es eine besondere Freude, bei diesem Festakt dabei zu sein. „Wenn es diese Ehrenbürgerwürde nicht gäbe, müsste sie für Rainer Kober geschaffen werden“, betonte er und lobt den „Sympathieträger für Oberfranken“ für seine jahrzehntelange Arbeit. Er sei ein Macher, ein Visionär, der immer das halbvolle Glas sieht, nie das halbleere. Im IHK Gremium war Rainer Kober lange Jahre vertreten, ist heut Ehrenmitglied. Rebhan betonte, dass Kober als heimatverbundener Unternehmer alles möglich gemacht hat, dass keine Arbeitsplätze verloren gehen. Die Gründung des Innovationszentrum kann er sich ebenfalls auf die Fahne schreiben, heut sind bereits 80 Unternehmen dabei. „Rainer Kober ist ein Vorbild und ich habe einen Riesenrespekt vor diesem Engagement“, schloss Rebhan seine Rede.

Welche Wertschätzung Rainer Kober genießt, zeigte auch die Anwesenheit von Thomas Engel, Regierungsvizepräsident von Oberfranken. Er ging darauf ein, dass im Gesetzestext die Voraussetzungen für eine Ehrenbürgerwürde genau geregelt sind und Rainer Kober diese mehr als erfülle. Seine Verdienste reichen vom Vorantreiben der Regionalentwicklung in der Region und ganz Oberfranken bis zu seinem unglaublichen Engagement, überall präsent zu sein. „Sie brennen für Steinwiesen, den Landkreis Kronach und ganz Oberfranken, das spürt man“, betonte Engel. Mit Überzeugungskraft, Argumenten und die Gabe, Leute zum Mitmachen zu bewegen, hat Rainer Kober viel bewirkt. Mit seinem Projekt „Kronach leuchtet“ hat er viele andere Gemeinden und Städte zum Nachmachen animiert. Die Zeitschrift „Echt Oberfranken“ wurde damals ebenfalls von Rainer Kober gegründet.