Elektronik hält Einzug
Hubertushöhe – Die zwischen Nurn und Tschirn liegende Hubertushöhe ist vielen vor allem wegen des dortigen Ausflugsziels, dem Waldgasthaus, bekannt. Nicht so dürfte es sich mit der Schützengesellschaft (SG) „Hubertus“ verhalten, die ebenfalls im kleinen Steinwiesener Gemeindeteil beheimatet ist.
Nur rund 50 Meter entfernt von der Gaststätte in Richtung Leitschtal/Birnbaum befindet sich etwas versteckt inmitten der Waldlandschaft deren Domizil mit Schießstand, der vor einiger Zeit eine elektronische Anzeigeneinrichtung für die Schießergebnisse erhalten hat. Wurden vorher die Resultate noch per Handzeichen übermittelt, so ist man jetzt stolz darauf diese moderne Sofortanzeige mit je drei Bildschirmen für den Kontrolleur und die Schützen zu besitzen. Ein Problem war im Vorfeld die nicht vorhandene Stromzufuhr. Doch dieser Knackpunkt wurde mit einem Generator gemeistert. Geschossen wird mit Kleinkaliber auf je 100 Metern, Rehbock und Fuchs - stehend angestrichen, sowie auf stehendem Überläufer - freihändig. Hinzu kommt das 50 Meter laufender Keiler-Schießen.
Der Blick in die Geschichte des Vereins zeigt, dass dieser bereits im Jahre 1953 ins Leben gerufen worden ist, nachdem sich zuvor schon Jäger und Schützen dem Jagdschießen verschworen hatten und sich „Schützengesellschaft auf dem Waldhaus“ bezeichnet hatten. Allerdings kamen deren Vereinstätigkeiten mit Kriegsbeginn 1939 zum Erliegen. Tradition und Schützentreue waren aber nicht vergessen worden, und so war bei den Saujagden immer wieder der Wunsch laut geworden, die Schützengesellschaft neu erstehen zu lassen. Bei der Gründung waren es schließlich 90 Personen aus der näheren und weiteren Umgebung, die sich der Schützengesellschaft „Hubertus“ angeschlossen hatten. Als erster Schützenmeister fungierte Oberforstmeister Anton Schindlbeck. Seinerzeit waren es vorwiegend Forstbeamte und passionierte Jäger die die SG bildeten. Heute gehören neben Jägern und Förstern auch jagdbegeisterte Privatleute zur 72-Mitglieder zählenden Schützengesellschaft.
Waren es in der Vergangenheit Forstmeister und Forstdirektoren die an der Spitze des Vereins standen, so wird aktuell die SG von einem einstigen Olympioniken geführt. Vor fünf Jahren wurde der ehemalige Bundestrainer im Schießen, Reinhard Rüger aus Steinberg, zum Ersten Schützenmeister gewählt. Der 71-Jährige trat 2017 die Nachfolge des ehemaligen Forstamtsleiters Werner Hannig an. Mit Rüger hat die SG Hubertus einen Fachmann an der Spitze stehen, der einst als Angehöriger der SG Kronach Schlagzeilen als Bundestrainer für die „Laufende Scheibe“ des deutschen Schützenbundes machte. Zu den größten Erfolgen seiner nationalen Wettkampfschützen zählen mehrere Welt- und Europameisterschaften sowie von zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen. Heute hält Rüger Anfänger- und Fortgeschrittenen-Seminare im jagdlichen Schießen im gesamten deutschen Raum ab. Aufgrund dieser Seminare konnte Rüger auch Mitglieder von weit außerhalb des Landkreises für die SG in Hubertushöhe gewinnen.
Zweiter Schützenmeister ist Tom Hofmann aus Rodacherbrunn. Vervollständigt wird das Gremium durch Schriftführer Peter Wahlich und Kassierer Klaus Küfner, beide aus Steinwiesen. Küfner, der seit einem Vierteljahrhundert die Finanzen verwaltet, ist übrigens das Mitglied, das schon am längsten der SG die Treue hält (seit 1963).
Zu den Aktivitäten der SG gehören im Frühjahr das Anschießen, im Juli das Haupt- beziehungsweise Königsschießen sowie das Abschießen. Schützenkönigin wurde dabei übrigens zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte eine Frau, und zwar Daniela Beyer aus dem thüringischem Schweinbach bei Leutenberg. Neben den drei Schießwettbewerben sieht die SG ihre Vereinsaufgabe vor allem darin, Jäger, Förster und interessierte Schützen mit Trainingseinheiten im Schießbetrieb auszubilden und damit den Feinschliff für das jagdliche Schießen zu geben. Im Jagdbetrieb wird ja nicht auf Scheiben geschossen, sondern auf lebendes Wild, somit ist der Jäger verpflichtet fortlaufend sein Können auf oberstem Level zu halten.
Ins Schwärmen kommt Schützenmeister Reinhard Rüger wenn er erklären soll, was ihm denn an seiner SG Hubertus, die bislang sehr selten an die Öffentlichkeit getreten ist, erfreut: „Wer kann schon so eine intakte Anlage, die allen schießsportlichen Anforderungen gerecht wird, in herrlicher, ruhiger Lage
vorweisen?“ Sicherlich war es nicht leicht für den verhältnismäßig kleinen Verein eine solch moderne Stätte mit Blockhaus und Schießstand finanziell zu schultern. Doch die Liebe zur Natur und zur edlen Schützensache, verbunden mit gemeinsamen Anstrengungen und guter Kameradschaft, machte es und macht es noch möglich. hf / Hans Franz