Neufang, sd. Es gibt sie noch, die gelebte Tradition der Handwerksbetriebe. Es gibt sie noch, die Heimatverbundenheit, das Gemeinschaftsgefühl und der Gedanke, ein Teil eines erfolgreichen, traditionellen Betriebes zu sein. Ein wichtiger Teil eines Ganzen, der nur durch ein „Miteinander“ schon seit 75 Jahren funktioniert. Drei Generationen haben es geschafft, dies zu leben.
Beim Betriebsjubiläum hat sich das durch die große Anzahl an Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern gezeigt, die mit „ihrem Betrieb“ feiern wollten. Sich mit der Schreinerei identifizieren und ein Teil der Betriebsfamilie sein, miteinander zu lachen, zu feiern, aber auch zu weinen, wenn ein Kollege oder eine Kollegin viel zu früh gegangen ist. Christian Kotschenreuther, nun in dritter Generation der Chef im technischen Bereich, bringt es auf den Punkt. Viele Faktoren spielen zusammen, um so erfolgreich zu sein, die Familie steht hier an erster Stelle, aber auch die Mitarbeiter, die alles mit aufgebaut haben. „Es macht einfach Spaß, wenn alles so gut zusammen funktioniert und deshalb ist so ein Jubiläum auch nur gemeinsam umsetzbar“, betonte Kotschenreuther.
Als Christian Kotschenreuther Senior im Jahr 1950 seinen Betrieb bei der Handwerkskammer Oberfranken als „Tischlerei und Stellmacherei“ eintragen ließ, wusste er nicht, dass es eine solche Erfolgsgeschichte werden würde. Von der ersten Betriebsstätte, einem kleinen gepachteten Gebäude mit bestehender Betriebseinrichtung, bis zu dem heutigen Betrieb war es ein weiter Weg. Das Herstellen von Wagenrädern von damals gehört schon lange der Vergangenheit an. 75 Jahre lang ist man immer auf dem Laufenden gewesen und hat sich den Gegebenheiten der Zeit angepasst. Was früher schweißtreibende Handarbeit war, wird heute größten Teils mit Maschinen und Computern gefertigt. Doch auch in einem noch so modernen Betrieb kommt man nicht ohne Menschen aus, nicht ohne Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die motiviert ihre Arbeit verrichten. Als Christan Kotschenreuther 1958 die erste Schreinerei errichtete, war es schon ein großer Fortschritt, den Meisterbrief erhielt er 1962 und 1979 schließlich wurde der Kleinbetrieb durch einen Neubau zum mittleren Handwerksunternehmen im Schreinerbereich. 1985 wurde der Sohn Rudi mit dem Meisterbrief ausgezeichnet und 1987 übernahm er den Handwerksbetrieb nun in zweiter Generation. 1993 erweiterte man die Produktions- und Lagerhallen und errichtete 1995 ein Ausstellungsgebäude. Schließlich wurden auch die Weichen für die dritte Generation der „Schreinerei Kotschenreuther“ gelegt, als 2005 Sohn Christian und 2008 Sohn Michael in der Firma anfingen. Es folgten Anbauten, Erweiterungen und neue moderne Maschinen fanden ihren Weg in die Fertigungshallen. 2023 schließlich übernahmen Christian und Michael nun in dritter Generation die Geschäftsführung. Zusammen mit ihrem Vater Rudi und Mutter Gabi sind sie ein eingespieltes Team.
Bei der großen 75 Jahr-Feier, zu der nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch viele Lieferanten, Geschäftspartner, die Politik und natürlich Innungsmeister eingeladen waren, ging Rudi Kotschenreuther auf eben diese Firmengeschichte ein. Es sei heutzutage nicht mehr selbstverständlich, dass Kinder die Firmen der Väter übernehmen, viele wollen nicht hier auf dem Land bleiben. Er dankte seinen Söhnen dafür und natürlich auch den Familien, ohne sie wäre das nicht möglich.
Auch für Bürgermeister und stellv. Landrat Gerhard Wunder war dieses Jubiläum ein Grund zur Freude. Der Markt Steinwiesen ist stolz auf solche Arbeitgeber, die durch Qualität, soziale Kompetenz und viel Herzblut krisenfest bereits seit drei Generationen hier in der Großgemeinde für Arbeit sorgen. Er betonte auch, dass gerade die Mitarbeiter ein Teil des Erfolges sind, wenn sie sich im Betrieb wohlfühlen, wird sich auch der Betrieb wohlfühlen. Miteinander heißt das Zauberwort, auch auf kommunalpolitischer Ebene. „Handwerk hat eben immer noch goldenen Boden“, schloss Wunder und meinte, die „KI“ könne viel, aber eben doch nicht alles.
Stolz auf die Firma Christian Kotschenreuther ist auch der Obermeister der Schreiner-Innung Kronach-Coburg, Heinrich Schneider. Der Kreishandwerksmeister konnte beim Festakt die Urkunde zum 75jährigen Betriebsjubiläum überreichen. Verbunden mit Dank und Anerkennung für besondere Leistungen und den besten Wünschen der Handwerkskammer, so stand es darauf festgeschrieben. Schneider ging in seinem Grußworten auf das langjährige, gute Verhältnis sowohl mit dem Firmengründer als auch seinem Sohn und den Enkeln ein. Mindestens 40 Jahre ist der Betrieb schon Mitglied in der Schreinerinnung und man habe sich immer schon auch ehrenamtlich engagiert, vor allem in der Ausbildungskommission. Schreiner meinte, die Familie Kotschenreuther sei ein Vorbild im Betrieb und im Ehrenamt. Dies funktioniere aber nur mit den richtigen Frauen an ihrer Seite und dafür galt ihnen sein herzlichster Dank. Für die beiden Chefs Christian und Michael war es eine Selbstverständlichkeit, das Handwerk in die nächste Generation zu tragen und auch weiterhin hier in der Heimat als Arbeitgeber zu wirken.
Dem offiziellen Festabend schloss sich ein Tag der offenen Tür an, bei dem interessierte Besucher einen Blick in die Fertigung werfen, die Ausstellung besuchen und sich über das große Spektrum der Leistungen informieren konnten. Viele Projekte wurden in den vergangenen Jahren erfolgreich abgeschlossen. Egal ob Fenster, Türen oder andere Schreinerarbeiten, man ist immer kompetent. Sogar die Fenster im Wasserturm in der Ködeltalsperre kommen hier aus der Schreinerei Kotschenreuther. Gute Gespräche gab es vor allem im Bereich Ausbildung, hier steigt das Interesse doch langsam wieder an. Mitarbeiter habe man momentan so um die 30 und Auszubildende zurzeit drei, im September kommt ein weiterer dazu.