Schneidtag lockt Interessierte an – Teichmühle nun wieder regelmäßig geöffnet

22. Mai 2024: „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach…“, das trifft nun auch wieder auf die Teichmühle zu, die seit dem 1. Mai an den Sonntagen von 14–17 Uhr für Besichtigungen geöffnet ist.
Bürgermeister Gerhard Wunder (li) beim Fachsimpeln mit einem Besucher.

Der Deutsche Mühlentag, der traditionell am Pfingstmontag gefeiert wird, soll die Bevölkerung an die segensreiche Erfindung und Einrichtung des Mühlenwesens in Deutschland erinnern. Bundesweit öffnen 650 historische Mühlen ihre Türen. Die Mühlenbetreiber setzen die Mahlgänge in Betrieb und gewähren den Mühleninteressierten einen tieferen Einblick in das Kulturgut Mühle und das alte Müllerhandwerk.

Die Teichmühle im Oberen Rodachtal beteiligt sich als Vertreterin einer historischen Schneidmühle erstmalig an diesem Ereignis. Und so hatte sich an diesem Pfingstmontag 2024 bereits früh um 10.00 Uhr eine stattliche Anzahl an Mühlen-Interessierten am Rande des Mühlgrabens eingefunden, um den Deutschen Mühlentag auch hier an der Teichmühle mit einem Schneidtag zu feiern, sich zu informieren und in die Arbeit des Schneidmüllers einzutauchen.

Der Vorsitzende des Mühlenvereins, Michael Kestel, konnte neben Bürgermeister Gerhard Wunder auch die „Probebewohner“ aus dem „Nordwald Space“ aus Nordhalben begrüßen, die sich über die Schneidmühle und ihre Geschichte informieren wollten. Im Frankenwald wurden schon vor 700 Jahren die ersten Schneidmühlen an den zahlreichen Flussläufen errichtet. Um 1800 gab es bereits 124 Schneidmühlen und 30 Mahlmühlen. „Wir wollen heute mit unserem Schneidtag an das schwere Leben unserer Vorfahren erinnern und auf die einstige Bedeutung der kleinen Frankenwaldschneidmühlen aufmerksam machen“, betonte Kestel. Und das natürlich nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis. Und so flößten die Besucher und die Schneidmüller Hans Götz und Alexander Schlee die Blöcher den Mühlgraben hinab, in einer sogenannten „Blöchertrift“. An der Mühle angekommen wurden sie über die Blöcherrutsche mit dem Seilzug hochgezogen und in die Schiene vor die Gattersäge positioniert. Dieser königlich-bayerische Eisenvollgatter, der nachweislich über 140 Jahre alt ist und noch heute einwandfrei ruhig läuft und ohne Vibrationen funktioniert, ist eines der Schmuckstücke der Teichmühle. Die Besucher konnten sich ein Bild davon machen, wie schwer die Arbeit gewesen sein muss. Die schweren Stämme mussten mit Muskelkraft bewegt werden, die Gefahr eines Unfalls oder einer Verletzung war groß. Langsam und gleichmäßig zieht es den Stamm durch den Gatter und heraus kommen Vierkanthölzer für das Rodach-Wehr und zöllige Bretter für die Stau.

Manch einer der Besucher wollte es ganz genau wissen und nahm den Eisengatter genau unter die Lupe. Andere machten sich ein Bild davon, wie die Müllersfamilie gelebt hatte. Oftmals mit einigen Kindern in zwei kleinen Stuben ohne Strom und Wasser. Es war oft eine schwere Zeit, aber die Arbeit war gerade hier im Frankenwald notwendig, denn außer Holz gab es nicht viel. 79 Schneidmühlen im Frankenwald waren einst Genossenschaftsmühlen, allein in Steinwiesen waren das alle 13 Schneidmühlen, das heißt, jede Mühle hatte 12 bis 18 Eigentümer, meist kleine Waldbauern, die ihr Holz am Fluss hatten. Mit 336 Besitzern hatte Steinwiesen bei weitem die meisten Kleinbesitzer. Die Anteile wurden als Schneidtage bezeichnet und im Grundbuch eingetragen. Sie konnten vererbt, verkauft und belastet werden. Gewählter Vertreter der Mühlengenossenschaft war der Mühlvogt. Er war Verwalter der Mühle und Sprecher der Gemeinschaft und Ansprechpartner für alle Angelegenheiten. Er entrichtete die Steuern und Abgaben, nahm früher die Floßgelder ein, stellte einen Schneidmüller ein, loste die Reihenfolge des Schneidens aus und gab am Jahresende Rechenschaft. Der letzte „freie“ Mühlvogt war bis 1982 Friedrich Beierkuhnlein aus Steinwiesen.

Zur Info: Die Teichmühle gibt an interessierten Bürger Sägespäne, Holzleisten und Schwarten ab. Kleinviehbesitzern können die "sortenreinen" Sägespäne als Einstreu dienen. Holzofenbetreiber können die Holzleisten als Anschürholz nutzen. Bitte wenden Sie sich bei Bedarf an Rolf Menke (Flohmarkt).Tel. 09262/8954 Mühlenverein Rodachtal