Die Mühle lebt – 5 neue Schneidmüller erfolgreich ausgebildet

04. August 2025: Helmut Schwegler kommt sogar aus dem Bamberger Land zurück in die Heimat
Es geht weiter an der Teichmühle – die neuen Schneidmüller (vorne von li.) Max Smettane, Manfred Reimann, Helmut Schwegler und Martin Unglaub, Es fehlt Heiko Stumpf. Sie sind stolz zus. mit Hans Götz (hi. li.) und Gerhard Wunder (re).

Steinwiesen, sd. Die Teichmühle – ein Kleinod und ein wertvolles Stück Steinwiesener Geschichte. Das Juwel, das vor über 500 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wurde, ist ein Ort, der begeistern kann, der jedoch auch das frühere karge Leben der Schneidmüllerfamilie zeigt. Über 500 Jahre haben ihre Spuren hinterlassen, aber das uralte Handwerk ist nach wie vor lebendig. Doch um dies alles zu erhalten und auch an spätere Generationen weitergeben zu können, braucht es engagierte Leute, die sich einbringen und damit identifizieren. Deshalb war es nun ein Freudentag für den Mühlenverein Rodachtal mit dem kommissarischen Vorsitzenden Hans Götz an der Spitze, dass er fünf neue Schneidmüller sowie einen „Rückkehrer“ (Felix Neder) begrüßen konnte. Max Smettane, der Jüngste im Bunde mit 18 Jahren, Martin Unglaub, Manfred Reimann (alle Steinwiesen), Heiko Stumpf (Nordhalben) und Helmut Schwegler (Bamberg, gebürtiger Steinwiesener) hatten den ersten Lehrgang zum „Staaweiesne Schneimülle“ erfolgreich absolviert und die Befähigungen zur Bedienung des Vollgatters erlernt. Viele Komponenten waren Inhalt des Lehrgangs, der nun durch die Übergabe der Urkunden, der sogenannten „Bestallung“, durch den stellvertretenden Mühlvogt Bürgermeister Gerhard Wunder seinen Höhepunkt fand.

Was bewegt die neuen Schneidmüller sich hier in der Teichmühle zu engagieren? Am Beispiel von Helmut Schwegler, einem 56-jährigem Steinwiesener, der nun in der Nähe von Bamberg lebt, zeigt sich, dass die Heimatverbundenheit bleibt, auch wenn man fern ist. Als ihn sein Freund Martin Unglaub fragte, ob er nicht interessiert sei, man suche „Nachwuchs“ in der Mühle, da war die Erinnerung an die Kinder- und Jugendzeit wieder da. „Ich war früher als Kind oft oben an der Schneidmühle. Hauptsächlich haben wir kleine Floße gebaut und sind dann den Mühlbach bis zum Wehr und der aufgestauten Rodach gefahren“, erinnert sich Schwegler. Eine unbeschwerte Jugendzeit, zwar nicht in aber vor der Mühle. Und da ist noch die Liebe zur Heimat. „Einmal Staawiesner, immer Staawiesner“ – deshalb fährt er auch gerne in die alte Heimat und der Verein und das Schneiden ist dafür ein guter Grund. Und wenn er ein klein wenig dazu beitragen kann, die Geschichte der Mühlen im Frankenwald lebendig zu erhalten, dann gibt er sein erworbenes Wissen und die alten Geschichten gerne weiter. Da er noch nicht so lange im Verein ist und die Praxis fehlt, wird er sich aber hauptsächlich an das Erzählen halten und die Gäste über die Geschichte und Hintergründe zum Thema Schneidmühle und Flößerei informieren.

Stolz waren sie alle, die neuen „Schneidmüller“ der Teichmühle und alle, die dazu beigetragen haben. Neben dem Mühlenverein Rodachtal waren das die Gruppe Steinwiesen aktiv und die Marktgemeinde Steinwiesen sowie das Tourismusbüro mit Sandra Heinz, die in einer „Werbeaktion“ so viel bewirkt haben. Die Teichmühle stärker in das Tourismuskonzept einbinden, war die Devise und dazu braucht es eben auch Männer (vielleicht auch Frauen), die die Arbeit und das Wissen eines Schneidmüllers den Besuchern vermitteln können. „Ich hoffe, dass der kleine Mosaikstein hier in der Mühle den Tourismus in Steinwiesen und im Landkreis voranbringt“, meinte der kommissarische Vorsitzende Hans Götz.

Als stellvertretender Mühlvogt konnte Bürgermeister Gerhard Wunder die Urkunden überreichen. Diese historische Mühle liegt auch ihm sehr am Herzen und auch der Landkreis unterstützt finanziell dieses technische Denkmal. Doch das ist alles nichts, wenn die Menschen fehlen, die hier mitarbeiten. Und deshalb ist es umso schöner, diese fünf neuen Schneidmüller nun offiziell einsetzen zu können. Die Tradition aufrechterhalten und Wasser, Holz und Mühlen in den Fokus stellen, das ist nun das Ziel. Es ist gut, dass so ein Ehrenamt noch ausgeübt wird und man werde von Seiten der Gemeinde sowie Steinwiesen aktiv dabei helfen.

Grußworte kamen von Sandra Heinz vom Tourismusbüro Oberes Rodachtal. Auch sie war stolz auf das Ergebnis der letzten „Werbekampagne“. Nachdem die Mühle unter der Coronazeit sehr gelitten hat und auch in der Bauphase der Brücken noch im Tiefschlaf lag, muss nun richtig durchgestartet werden. „Wir stehen auch weiterhin an der Seite des Mühlenvereins und werden ihn unterstützen“, betonte Heinz. Für den Kreisheimatpfleger Hans Blinzler, der sich vor allem in der Flößerei und den Mühlen engagiert, war der Bestallungstag der Schneidmüller ein sehr guter Tag. „Es geht weiter mit engagierten ehrenamtlichen Kräften und das ist gut so“, zeigte sich Blinzler sichtlich beeindruckt. Das war auch Rainer Kober von Steinwiesen aktiv. Man sei froh, dass es so einen Zuspruch gegeben habe, nachdem man sich im November 2024 zusammengetan und die Möglichkeiten erörtert hatte, wie man die Mühle wieder attraktiver machen und den Tourismus fördern könnte. „Ich bin von Herzen froh, dass dieser Versuch so gut gelungen ist“, freute sich Kober.

Der Dank von Hans Götz galt am Ende auch den Sponsoren der „Schneidmüllerbrotzeit“, die die neuen Schneidmüller traditionsgemäß erhalten haben. Dies sind einmal der Mühlenverein, sowie Gasthof Goldener Anker, der Fritzla und Rolf Menke, der auch Kaffee bereitstellte. Eine Besichtigung der Mühle und tolle Gespräche beschlossen die Veranstaltung.