Feuerwehr Steinwiesen im Katastropheneinsatz

29. Juli 2025: 49 Stunden im Kampf gegen Waldbrand in Thüringen
Bild: Dominic Welscher (10)

Steinwiesen, Dominic Welscher. Von Freitag, 4. Juli, bis einschließlich Sonntag, 6. Juli 2025, war die Feuerwehr Steinwiesen im Rahmen des Hilfeleistungskontingents des Landkreises Kronach beim Waldbrandeinsatz auf der "Saalfelder Höhe" in Gösselsdorf/Thüringen, im Einsatz.

Die ersten Einheiten des Kontingents wurden bereits am Donnerstagabend gegen 22 Uhr alarmiert und auf den Weg gebracht. Da die Feuerwehr Steinwiesen fester Bestandteil dieses Hilfeleistungskontingents ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis der Marschbefehl erfolgte. Kommandant Dominic Welscher wurde am Freitagvormittag gegen 09:52 Uhr vom Kreisbrandrat vorab telefonisch über den bevorstehenden Einsatz informiert. Die offizielle Alarmierung durch die Leitstelle, sowie der Regierung von Oberfranken, erfolgte dann um 10:19 Uhr. Angefordert wurde eine Gruppe samt Löschgruppenfahrzeug (LF 10).

Persönliche Ausrüstung, Fahrzeugbeladung und weitere Materialien wurden umgehend gepackt – denn ein solcher überörtlicher Katastropheneinsatz erfordert deutlich mehr Vorbereitung als ein regulärer Einsatz. Dank der in den letzten Jahren gesammelten Erfahrungen, unter anderem bei Hochwasserlagen, konnte man auf bewährte Packlisten zurück greifen. Diese mussten nur noch zügig abgearbeitet werden. Etwa 30 Minuten später war die Marschbereitschaft hergestellt und die Kräfte begaben sich zum Sammelpunkt nach Teuschnitz. Von dort aus ging es gemeinsam mit Einheiten aus Teuschnitz, Nordhalben, Wilhelmsthal, Steinberg und Marktrodach als dritter Löschzug im geschlossenen Verband nach Thüringen. Nach dem Eintreffen im Bereitstellungsraum in Gösselsdorf, fand eine erste Lagebesprechung mit den Gruppen- und Zugführern statt. Die neu eingetroffenen Kräfte wurden anschließend zur Ablösung bestehender Einheiten auf die verschiedenen Brandabschnitte verteilt.

Das LF 10 aus Steinwiesen wurde dem Brandabschnitt 4 in Marktgölitz zugeteilt. Der Auftrag lautete: Brandbekämpfung und Wassertransport im Pendelverkehr. Der Einsatzort lag rund 30 Minuten Fahrtzeit vom Bereitstellungsraum entfernt. Vor Ort erfolgte eine gründliche Einweisung. Eine besondere Herausforderung stellte die Anfahrt dar: Die einzige Zufahrt führte über einen knapp zwei Kilometer langen, steilen und unbefestigten Waldweg. Am dortigen Sammelplatz wurde das Wasser in Faltbehältern gesammelt und über lange Schlauchstrecken tief in das Waldgebiet zur Brandstelle gefördert. Diese war ausschließlich zu Fuß erreichbar – über einen schmalen Pfad von ca. 600 Metern Länge, der dann ca. 250 m weiter in schwer zugängliches, steiles Gelände führte.

Das betroffene Waldstück bestand fast ausschließlich aus Totholz, gezeichnet durch Sturm- und Schneebruchschäden. Die Einsatzkräfte sahen sich enormen Gefahren ausgesetzt – unter anderem durch plötzlich umstürzende Bäume - ausgelöst durch starke Böen oder Abwinde der überfliegenden Löschhubschrauber. Teilweise waren stehende Bäume innen vollständig vom Feuer ausgehöhlt oder bis auf wenige Zentimeter durchgebrannt.

Die Brandbekämpfung gestaltete sich äußerst schwierig, da sich Glutnester tief in den Waldboden und das Wurzelwerk gefressen hatten. Aus Sicherheitsgründen wurde die Brandbekämpfung in der Nacht unterbrochen. Stattdessen hielten die Einsatzkräfte entlang der Brandflanken Brandwache und errichteten sogenannte Riegelstellungen um ein unkontrolliertes Ausbreiten des Feuers in den Nachtstunden zu verhindern. Parallel dazu wurde permanent Wasser im Pendelverkehr transportiert – gemeinsam mit Einheiten aus Teuschnitz, Steinberg, Kleintettau, Lauenstein und örtlichen Landwirten. Eine große Herausforderung für die Maschinisten, da sich der Fahrweg mit jeder Fahrt weiter verschlechterte.

Freitagnacht wurde der Kommandant verständigt, dass auch das Tanklöschfahrzeug (TLF 4000) aus Steinwiesen am nächsten Morgen benötigt würde. Noch in der Nacht wurde eine Mannschaft zusammengestellt. Mit dem ersten Tageslicht wurden gegen 04:45 Uhr erneut massiv offene Flammen gemeldet – die Brandbekämpfung begann von Neuem. Meter für Meter arbeiteten sich die Trupps weiter in das Waldgebiet vor, verlegten insgesamt rund 570 Meter Schlauchleitung durch das schwierige Gelände und bekämpften die Glutnester mit großer Ausdauer. Die Erfahrung, die gute Ausbildung und das Engagement der Steinwiesener Kräfte machten sich bezahlt: Gegen 9 Uhr konnte in ihrem Einsatzabschnitt „Feuer unter Kontrolle“ an die Einsatzleitung gemeldet werden.

Das LF 10 wurde um 10:30 Uhr durch frische Kräfte abgelöst und konnte nach nahezu 24 Stunden intensiven Einsatzes um 11:30 Uhr die Heimreise antreten. Das TLF 4000 war am Samstag von 8:00 bis 21:30 Uhr ohne nennenswerte Unterbrechung im Einsatz, um Wasser an die Einsatzstelle zu liefern. Eine weitere Anforderung unseres Tanklöschfahrzeuges nach Gösselsdorf erfolgte am Sonntagmorgen. Der gesamte Einsatz des Hilfeleistungskontingents Kronach endete schließlich Sonntagmittag. Zur Ablösung der Kronacher und Bayreuther Kräfte kamen Kontingente aus München und Augsburg.

Die Bilanz der Steinwiesener Feuerwehr: 49 Stunden Einsatzdauer, 647 geleistete Mannstunden, rund 400 gefahrene Kilometer – davon etwa 150 in schwierigem Gelände. 570 m Schlauchleitungen wurden durch schwieriges Gelände verlegt. Insgesamt transportierten die Fahrzeuge der Feuerwehr Steinwiesen rund 50.000 Liter Wasser in den Brandabschnitt. Besonders beeindruckend war die Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort. Sie versorgten die Einsatzkräfte unermüdlich mit Getränken, Speisen, Kuchen, Kaffee, Eis – und vor allem mit aufbauenden Worten. Solche Gesten sind für uns weit mehr als Trost – sie sind echte Motivation und ein starkes Zeichen der Wertschätzung. Die Aufräum- und Reinigungsarbeiten von Fahrzeugen, Geräten und Schutzkleidung, zur Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft, nahmen im Nachgang noch einmal mehrere Stunden Zeit in Anspruch. Jede Helferin und jeder Helfer kehrte mit wertvollen Erfahrungen zurück – Erfahrungen, die für zukünftige Einsätze unbezahlbar sein werden.

Kommandant Dominic Welscher zeigt sich erleichtert und dankbar, dass alle eingesetzten Kräfte gesund und unversehrt zurückgekehrt sind und keine Schäden zu verzeichnen waren.