Tolle Jubiläumsfeier trotz Freudentränen des Himmels
Steinwiesen, sd
Festgottesdienst
Es war schon ein toller Anblick, als sich die Kirchenparade am Festsonntag in Bewegung setzte. Nicht nur die „üblichen“ Vereinsabordnungen mit ihren Fahnen, sondern viele Kinder hatten sich hinter der Musikkapelle des Musikvereins Steinwiesen versammelt und zogen gemeinsam zur Pfarrkirche „Mariae Geburt“. Der Festgottesdienst stand ganz im Zeichen Mariens, die auch dem Kindergarten vor 110 Jahren ihren Namen gegeben hat: „St. Marien“. „Dieser Tag soll fröhlich sein“ – so sangen die Kinder zu Beginn des Gottesdienstes und so sollte der ganze Festtag sein – Fröhlich, lustig und spielerisch wollte man 110 Jahre Kindergarten in Steinwiesen feiern. Es war schon ein besonderes Fest, unzählige Jungen und Mädchen haben ihn besucht, sie alle erinnern sich gerne an diese Zeit. Eine Zeit der Freude, Gemeinschaft und Solidarität und dies stellte man in der Kirche auch da mit großen Bausteinen baute man ein Haus aus diesen drei Säulen. Die Mutter Gottes ehrte man mit Rosen und auch die Fürbitten brachten die Kinder selbst vor. Ein sichtlich erfreuter Pfarrer Reis ging auf die wechselvolle Geschichte des Kindergartens ein, angefangen von der „Bewahranstalt“ vor 110 Jahren bis zum heutigen Tag. Und „bewahrt“ werden die Kinder auch heute noch, sie bekommen Sicherheit und Halt. Und da hilft die Mutter Gottes, die auch ein Leben lang für ihren Sohn da war. „Kinder sind nicht nur Zukunft, sondern Aufgabe und Herausforderung für Eltern und Erzieher“, betonte der Priester. Mit dem Lied „Lieber Gott, mein Leben hast du wunderbar gemacht…“ dankten die Kinder zum Schluss, bevor sich die Kirchenparade in Richtung Kindergarten in Bewegung setzte.
Frühschoppen und Gesang
Der Regen konnte sie nicht stoppen – beim Frühschoppen war das Festzelt bis auf den letzten Platz besetzt, die Essens- und Getränkestände umlagert und man war guter Stimmung. Die Kinder und ihre Erzieherinnen hatten noch einige Lieder vorbereitet, die sie inbrünstig zum Besten gaben. Kurze Ansprachen gab es von Pfarrer Richard Reis, der meinte, dass der Kindergarten in den 110 Jahren immer eine Anstalt war, wo die christlichen Werte das Fundament bilden und Bürgermeister Gerhard Wunder, der betonte, wie wichtig die Kindergärten für die Kommune sind und das Geld hierfür eine gute Investition ist. Er übergab eine kleine Spende und dankte allen, die sich einbringen und gemeinsam Verantwortung übernehmen. „Die meisten von euch sind ein Teil der 110jährigen Geschichte des Kindergartens“, betonte Elternbeiratsvorsitzende Vanessa Sonntag und dankte den vielen Helfern, ohne die das Fest nicht möglich wäre. Kirchenpfleger Steffen Beyer meinte, dass gerade in der heutigen Zeit vieles im Wandel ist und Kindergartengeschäftsführer Thomas Pyka keinen leichten Job habe. Er dankte ihm für seine Arbeit. Als Erinnerung an dieses Fest schenke die Kirchenverwaltung dem Kindergarten einen Baum, der dann auch gleich vor der dem Zugang zur Ameisengruppe gepflanzt wurde. „Jetzt ist er klein, aber genau wie die Kinder wird er ganz groß“, meinte Steffen Beyer. Zünftig unterhielt dann der Musikverein Steinwiesen unter der Leitung von Andreas Müller die Gäste beim Frühschoppen.
20 Jahre Kindergartenförderverein
Doch nicht nur der Kindergarten feiert sein Jubiläum. Der Kindergartenförderverein kann auch bereits auf 20 Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken. Die Vorsitzende Kathrin Gremer-Schneider zog mit einem kleinen Rückblick Bilanz über die vergangenen 20 Jahre seit der Gründung des Fördervereins am 27. April 2004. Damals fanden sich 27 Interessierte im Pfarrzentrum zusammen und erweckten den Verein zum Leben. In diesen 20 Jahren wurden vom Förderverein zahlreiche Projekte unterstützt und finanziert. Sitz- und Picknickgarnituren, Spielgeräte für außen, eine Wellenrutsche und eine Kinderschaukel im Wert von 5.000 Euro, zwei Krippenwagen (4.000 Euro), die Wassermatschbahn (12.000 Euro) oder die XXL Motorikbahn (1.200 Euro) sind nur einige Beispiele dafür. Interessant war auch 2010 die Aktion der „Stuhlpatenschaft“ für die Stühle in der Krippe. Als neueste Projekte sind Gartenbänke für Kinder, Sofas für Ruheraum und Krippe sowie Trapezbänke für die Turnhalle bestellt. Das jährliche Sommerfest, die Frühlings- und Herbstbasare und St. Martin – überall steht der Förderverein neben dem Kindergartenteam und dem Elternbeirat parat. Sie appellierte an alle Eltern und Großeltern, hier Mitglied zu werden.
Aufführung im Garten
Am Nachmittag hatte der Himmel ein Einsehen und nach dem großen Regenguss erstrahlte der Außenbereich des Kindergartens im Sonnenlicht, die Bänke wurden trocken und waren rasch von erwartungsvollen Menschen gefüllt. Die Erzieherinnen hatten einiges mit den Kids vorbereitet und gaben unter dem Motto „So geht es zu im Kindergarten“ einen Einblick in einen typischen Kindergartentag. Lernen, Spaß haben und Freude, manchmal turbulent, oft spontan oder flexibel – so geht es zu. Angefangen haben die Kleinsten aus der Bärengruppe mit dem Morgenkreis. Morgengebet, Mitmachlieder und Fingerspiele können schon die Krippenkinder miterleben. Die Ameisen sind da schon quirliger. Sie haben ein Bewegungslied mit Farben einstudiert und zeigen, wie bunt die Welt ist. Ruhig sitzen gilt heut für die Igelgruppe nicht, sie powern sich beim Turnen so richtig aus und zeigen das mit Bällen, Reifen und dem Schwungtuch. Singen und Tanzen – das stand bei den Mäusen im Mittelpunkt, bevor die Vorschulkinder gefährlich als Piraten auf die „Bühne“ schlichen und ihren Piratentanz zeigten. Viel Lachen, Singen und Fröhlichkeit – das zeichnet einen Tag im Kindergarten aus. Und zum Schluss gab es noch eine Überraschung für Mama und Papa zum kommenden Mutter- und Vatertag mit dem Song „Ein Lied für meine Eltern“ und kleinen Geschenken.
Geschichte des Kindergartens St. Marien in Steinwiesen
Vor 100 Jahren hätte sich niemand träumen lassen, was heute an diesem Jubiläum aus der damals eingerichteten „Kleinkindbewahranstalt“ geworden ist. Damals, das war am 1. Mai 1914, als die Einrichtung im damaligen Mädchenschulhaus (jetzt Rathaus von Steinwiesen) seine Pforten öffnete. Doch schon 1930 musste die Kinderbewahranstalt umziehen. Fünf Jahre war man im alten Schulhaus, heute Kirchplatz 3, in dem später der Zahnarzt Dr. Havelka seine Praxis hatte. Doch dies waren alles unsichere Unterkunftsmöglichkeiten. Da war es gut, dass das Haus, das heute von Bürgermeister Gerhard Wunder bewohnt wird, 1929 von der politischen Gemeinde Steinwiesen gekauft und am 15.2.1935 an die katholische Kirchenstiftung weiterverkauft wurde. Träger war damals der St. Vinzenzverein, der das Haus 1935/36 umbaute und so eine sichere Bleibe für die Kranken- und Pflegeschwestern sowie für den Kindergarten schuf. Doch die Ansprüche der Menschen und die Vorschriften der Ämter wuchsen immer mehr, und so wurde am Fuße des Pfarrberges ein neuer moderner Kindergarten gebaut. Unter Pfarrer Martin Bayer wurde am 19.12.1959 Richtfest gefeiert und am 16.Oktober 1960 war die Einweihung. Die Kosten damals beliefen sich auf 180.000 DM, entspricht heute etwa 90.000 Euro. Manchmal waren 100 bis 120 Kinder im Kindergarten, der nun sehr modern und großzügig ausgestattet war.
In den 90er Jahren aber musste auch der Kindergarten in Steinwiesen neuen Plänen weichen. Unter der Regie des damaligen Pfarrers Geistlichen Rat Hans Böhlein und des Architekten Jörg Detsch wurden 1995 die Planungen begonnen. Gut 2,3 Millionen DM (ca. 1,2 Millionen Euro) haben Kirche, Gemeinde und der Freistaat Bayern für den Nachwuchs in Steinwiesen aufgewendet. Am 19. Oktober 1997 wurde der Kindergarten vom damaligen Domvikar Prälat Alois Albrecht eingeweiht. Im Herbst 2003 kam eine zweite Ebene in den drei Gruppenräumen hinzu, der Anbau mit Schlaf- und Wickelräumen für die Krippengruppe kam am 9. Dezember 2011 und die Einweihung der Gruppenräume für die Kleinkindgruppe der Ameisen am 15.6.2013. 2014 schließlich feierte man das 100jährige Jubiläum. Viele Aktivitäten gibt es das Jahr über mit Basaren, Sommerfesten und Martins-Feiern. Aktionen wie Coffee-Stop und Solibrot für Misereor, Nikolausfeiern und Hilfsaktionen für Bedürftige Kinder sowie lustige Abschlussfeiern der Vorschulkinder finden immer wieder statt.