Steinwiesen / Marienweiher. (sd) Zwei Männer, eine Mission – so könnte man es beschreiben. Lange Jahre haben sie zusammen die Fußwallfahrt von Steinwiesen nach Marienweiher bestritten. Sie haben allen Wettern getrotzt, gefroren, geschwitzt und gebetet, dass alle wieder heil am Heimatort ankommen. Michael Rüger als Wallfahrtsführer hat diesen Posten 25 Jahre lang mit viel Herzblut und großem Einsatz ausgeführt. Schon im Vorfeld ist so einiges zu organisieren und zu planen. Genehmigungen müssen eingeholt, Sicherheitsvorschriften befolgt und Begleitfahrzeuge organisiert werden. Bei der Wallfahrt selbst ist er für das Vorbeten zuständig und dafür, dass ihn auch alle hören, was der Stimme meist nicht sehr dienlich ist. Für den Bildträger ist vor allem eine gute Konstitution wichtig, da das Bild auch kein Leichtgewicht ist. Es soll ja immer stolz vorangehen, damit alle Wallfahrer zu ihm aufschauen können. Alfred Stumpf trug das Wallfahrtsbild 22 Jahre mit Stolz, vorher ging er sozusagen 10 Jahre bei Josef Müller, dem „Baiern Sepp“ in die Lehre. Nun war es die letzte gemeinsame Wallfahrt für Michael Rüger und Alfred Stumpf als Funktionsträger, mitwallen wollen sie aber auch in Zukunft, aber dann als „normaler Pilger“.
Es ist ein langer Weg von Steinwiesen nach Marienweiher. Er führt durch Täler und über Berge. Am meisten fordert der berüchtigte „Rehberg“ die Wallfahrer heraus. Ein steiler Berghang vor Grafengehaig. Wenn er überwunden ist, dann ist das bereits die halbe Miete. Fast 30 Kilometer beträgt der einfache Weg und dann wird am Sonntag wieder zurückgelaufen. Angekommen in der Heimatkirche Mariae Geburt dankte Michael Rüger allen Wallfahrern, besonders den Musikanten, dem „Orscheste“ unter der Leitung von Andreas Müller, die wie immer die Wallfahrt musikalisch begleitet haben. Er lobte vor allen Dingen, dass in den letzten Jahren so viele junge Menschen hier mitgehen. Für ihn habe auch immer die Sicherheit „seiner“ Wallfahrer Priorität gehabt. „Ich war immer froh, alle wieder gesund nach Marienweiher und zurück nach Steinwiesen zu bringen“, betonte Rüger. Er freute sich, dass er es geschafft hat, eine Nachfolgerin für den Posten des Wallfahrtsführers zu gewinnen. Keine leichte Aufgabe und die Bewerber standen nicht gerade Schlange. Schließlich übernahm seine Tochter Karina nach Absprache mit der Kirchenverwaltung diesen Posten und wird ab nächstes Jahr die Wallfahrer nach Marienweiher führen. Rüger wünschte ihr alles Gute und Gottes Segen für diese Aufgabe.
Für Pfarrer Richard Reis galt es nun Ade zu sagen, im Namen der Pfarrei und auch von ihm selbst. Es sind keine leichten Aufgaben, die Michael Rüger und Alfred Stumpf gemeistert haben, aber mit Hilfe von oben, vom Herrgott und der Mutter Maria haben sie es immer wieder geschafft. Reis meinte, dass beide Lasten getragen haben, Rüger die Last der Verantwortung, Stumpf die körperliche Last. Ihnen gilt nun ein herzliches Vergelt’s Gott und Standing Ovationen der Wallfahrer und aller, die sich in der Kirche eingefunden hatten. Ein Schmankerl hatte Ramona Beierlorzer vorbereitet. Die aktive Wallfahrerin hatte ein Gedicht in Mundart und Reimform vorbereitet, wo sie die ganze Wallfahrt Revue passieren ließ, lustig und nachdenklich, zum schmunzeln und auch mal zum weinen – der Abschied fiel nicht nur Michael Rüger und Alfred Stumpf schwer, die beide ein Tränchen verdrücken mussten. So ging es in Reimen los durch das Jammertal Wallenfels hinauf zu den Höhen bei Presseck, nach der Einkehr den „Allaseelngrund nei“ und „den Rehberch nauf“ nach Grafengehaig. Nach Marktleugast ist es dann soweit, die Basilika Marienweiher ist zu sehen, „Endlich sind wir kommen an“ wird gesungen. Die Maiandacht, der Kreuzweg und dann Ruhe bis zum nächsten Morgen zum Wallfahreramt. Dann geht es nach Hause, so wie man hingekommen ist, nur umgekehrt. Und dann ist man wieder daheim, in der eigenen Wallfahrtskirche, die ebenfalls Maria geweiht ist. Das Wallfahrerlied „Da knie ich Maria vor deinem Bild“ bildet den würdigen Abschluss einer Tradition, die schon jahrhundertelang besteht und immer noch Menschen einlädt, diesen Weg zu gehen.
In der Basilika Marienweiher gab es beim Wallfahreramt auch noch einige Ehrungen für langjährige Wallfahrer. So wurden Michael Rüger für 50 Jahre Wallfahrt und 25 Jahre Wallfahrtsführer ausgezeichnet. Für 25 Jahre Wallfahrt wurden Thea Kämpfer, Heike Deuerling und Andreas Müller geehrt.